Morgendlicher Frieden
Schweigend bedeckt die Schwärze das feuchte Laub.
Jeder Laut wird durch die Pranke der Nacht erdrückt.
Dunkelheit umhüllt den Wald, ist das Gewand der Bäume.
Das Reh duckt sich furchtsam hinab ins finst're Gestrüpp.
Ein Schein von mildem Licht berührt behutsam das Gebüsch.
Der Horizont versinkt lautlos in kühlem Schein.
Ein Jubilieren eines kleinen Wesens erfüllt die Luft.
Sonnenfinger, warme Hände des Lichts streicheln das Gras.
Sie gleiten hellerleuchtet über die Wurzeln der Riesen.
Sie peitschen die Nacht, sie schütteln sie und treiben sie
hinab in die dunklen Tiefen der Seen.
Ein Strom von glühendem Feuer fließt über das Moos.
Ein gold'ner Vogel reckt den Hals; die Blätter vibrieren.
Im Gras tummelt sich das tausendfach Getier.
Ein lindgrüner Käfer eilt glücklich durchs Kraut.
Ein lieblich Spinnentier putzt sorgsam
das taubenetzte Werk.
Das Laub erstrahlt in voller, warmer Farbe.
Die Erde bebt vor triefender Nässe.
Die Bäume recken ihre knorrigen Äste
der Sonne entgegen, das Licht und die Luft aufsaugend.
Die Wolken klettern aus den klaren, tiefgründigen Seen,
reiben sich am azurnen Firnament und
wandern voller Wonne durch der Winde aufgebrachte Luft.
Morgendlicher Frieden!
Gomeck, 20.03.1990