Verspielte Hausfreunde
Man muß sie NICHT KAUFEN, nicht füttern und nicht Gassi führen


Diese lieben Kleinen gehören zu den ältesten Freunden des Menschen, leisten uns mehr oder weniger heimlich Gesellschaft und trinken noch nicht mal unser Blut. Manchmal stecken wir uns zwar mit den Krankheiten an, die sie übertragen, aber: geteiltes Leid ist bekanntlich ja auch halbes Leid. Welches Tier paßt zu mir, wie fühlen sie sich bei mir möglichst wohl?


Silberfische
Lepisma saccarina

Auf deutsch heißt ihr Name “der Zuckergast”, weil sich die süßen kleinen Krabbler am liebsten von Zucker ernähren, aber keine Angst, zur Not tut es auch alter Leim, wie er in antiken Buchrücken verarbeitet wurde. Das spart den Gang zum Altpapier. Ideale Gefährten für den Schlaflosen sind diese munteren nachtaktiven Tiere, die sich übrigens nur in rechten Winkeln paaren können; Ökologisch-organische Rundbauten sind also in diesem Fall ein Verbrechen gegen den Artenschutz.


Kakerlaken
Blatella germanica

Sie werden bis zu 4cm lang und sind scheue Tiere, die sich an den Menschen erst gewöhnen müssen. Im Sommer verlieren sie ihre natürlichen Hemmungen und lassen sich schon mal zu einem Spaziergang durch die Küche hinreißen. Sie sind mit ihren 100 000 Riechorganen auf den putzigen Antennen besonders aufmerksam und neugierig. Die kleinen Schleckermäuler essen fast alles und trinken am liebsten Bier. Wer einen Bart trägt und darin noch Bierreste läßt, dem folgen sie sogar ins Bett und in den Bart. Als Wohnort reicht ihnen schon der Fernseher, die Cappuccinomaschine und das Kühlaggregat des Kühlschranks. Und wenn mal ein Unfall passiert, nicht verzwiefeln: Auch ohne Kopf kann eine Kakerlake noch gut sieben Tage leben. Dann verdurstet sie allerdings.


Kellerasseln
Porcellio scaber

Diese gemütlichen und zutraulichen Tiere gehören zur Gattung der Krebse. Sie sind Vegetarier und freuen sich über kleine Haufen von Pflanzenabfällen in der Wohnung. Auch sie haben es gerne feucht und dunkel, sind daher ideal für den Bewohner von Souterrainwohnungen. Vorsicht! Sie mögen kein Backpulver, mit langen Backpulverstrecken vor Türen und Fenstern hindert man sie am Weglaufen.


Hausstaubmilben
Tyrogiiphus casei

Sind die Wächter unseres Schlafes. Nie muß man alleine einschlafen. Sie essen ihre karge Mahlzeit in der Matratze, am liebsten von Schimmelpilz bereits vorverdaute menschliche Hautschuppen, wobei ein Schüppchen locker für eine gesamte Familie reicht. Sie mögen’s schön warm und feucht, daher nicht zu oft lüften. Ihre natürlichen Feinde sind die oben erwähnten Silberfische; also Vorsicht, wenn sich die Kinder beides wünschen. Am besten von klein auf aneinander gewöhnen! Übrigens: Eine verwandte Art kann man auch sehr gut essen, als wuseliger Bestandteil des “Würchwitzer Spinnenkäses”.


Dörrobstmotte
Plodia interpunctella

Sie ziert den ökologisch bewußten Haushalt, denn vor allem seit in unseren Breiten öfter mal eine Müslipackung offen rumsteht, geht es diesem anmutigen Flügeltier so richtig gut. Schon als Larve labt sie sich an Nüssen, Getreide und natürlich getrocknetem Obst. Aber auch einem Krümelchen Schokolade ist sie nie abgeneint. Vorsicht: Wenn sie erst mal geschlüpft sind, bloß die Fenster und Türen nicht mehr öffnen. Sonst entfliehen sie noch zum Nachbarn.


Fruchtfliegen
Drosophila melanogaster

Die geflügelten Freunde ersetzen durch ihren schwungvollen Flugstil jedes Mobile. Sie kamen zu internationalen Ehren, als sie 1995 der Tübinger Forscherin Christiane Nüsslein-Volhard zum Nobelpreis verhalfen. Angeblich weisen sie einen besonders übersichtlichen genetischen Bauplan auf. Sie können den Tierfreund auch im Winter erfreuen: Einfach einfrieren, zur Adventszeit auftauen, und schon fliegen sie munter zwischen Kerzen und über den Körben mit Mandarinen hinweg.