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Ein Gebiet, was ich hier aber auf jeden Fall etwas spezieller beleuchten möchte, ist das Apnoe-Tauchen. Es fasziniert mich stark, wobei ich mich für meinen Teil auf das "Genuß-Apnoetauchen" beschränke, d.h. das erweiterte Schnorcheln in Tiefen bis 8-10 m. Die Extremsparten wie die Tieftauchrekorde und Stundenapnoe, die man immer wieder in der Presse sieht, finde ich zwar faszinierend, weil der Mensch sich hier in absolute Grenzsituationen begibt und sie auch tatsächlich beherrschen kann (bis zu einem gewissen Grad), für mich selbst würde sowas aber nie in Frage kommen.
Wer sich näher dafür interessiert, der kann sich in meiner Apnoe-Link-Liste austoben.
Mein persönlicher "Rekord" in seichtem, warmem Wasser und hoher Außentemperatur (völlig relaxed im Plattensee in Ungarn!) liegt bei knapp über 4 Minuten.
Das war vor einigen Jahren, jetzt komme ich nur noch auf ca. 2-3 Minuten; ich kann auch irgendwie nicht richtig glauben, daß ich tatsächlich solche Zeiten geschafft habe! Aber wenn die Uhr mich nicht betrog, war es wohl so.
Ein besonders Erlebnis (und schöner als so mancher Gerätetauchgang) war mein erster Meeres-Apnoe-Tauchgang in Mittelitalien an einer steil abfallenden Felsküste mit faszinierenden Felsformationen mit für meine Verhältnisse reichhaltiger Fauna und Flora. Es war auch das erste Mal, daß ich die Gelegenheit hatte, meine Tieftauchfähigkeit zu testen, da ich in Süßwasser-Gewässern verständlicherweise nie das Bedürfnis hatte, tiefer als 3m zu tauchen, da es dann in der Regel stockdunkel, trüb und schweinekalt wird.
In herrlich klaren Meereswasser jedoch war das kein Problem, und so erreichte ich einmal etwas über 9m Tiefe, was ein beeindruckendes Erlebnis war. Bis dahin war das Abtauchen leicht und unbeschwert, doch nach dem letzten Abtauchen, wo ich durch eine zweite Kälteschicht und plötzlichem verstärktem Druck auf der Maske beunruhigt wurde, habe ich mich auf den dritten Punkt der weiter unten formulierten Sicherheitsregeln des Apnoetauchens ("Erzwinge nichts") besonnen und sah von weiteren Versuchen ab, auch wenn ich ursprünglich die 10m-Marke erreichen wollte.

Verglichen mit richtigen Apnoisten, die dies als echten regelmäßigen Sport betreiben, sind diese Werte natürlich alles kleine Fische, doch für mich ist es bereits eine Leistung, auf die ich stolz war...

Zur Herkunft des Wortes:
Apnoe = aus dem griechischen wörtlich "Atemnot, Atemstillstand"

Zur Definition des Apnoe-Tauchgangs:
Ein Apnoe-Tauchgang ist nicht nur einmaliges Abtauchen, sondern eine Reihe von kleinen Abstiegen allein mit angehaltener Luft, bei denen die Unterwasserlandschaft erkundet wird. Ein solcher Tauchgang kann von 15 Minuten bis zu 2 Stunden dauern.





Das Erlebnis des Apnoe-Tauchens umfasst eine große Vielfalt an einzigartigen und unverwechselbaren Gefühlen und Eindrücken. In seiner exotischen Fremdheit ist es reizvoller als viele Bewegungserlebnisse, die wir an der Luft, also in dem uns fraglos vertrauten Element, haben können. In seiner Einfachheit ist es intensiver und direkter als die bei anderen Wassersportarten möglichen Erfahrungen. Wenige Momente lang gibt es uns den Weg frei für eine andere Art, in der Welt zu sein: "slipping without falling"; die vollkommene Ruhe jenes "Lebens auf der anderen Seite" ermöglicht uns eine einmalige Verbindung mit dem anderen, unbekannten Lebensraum: "feeling without thinking".

Das Erlebnis Apnoe-Tauchen geht daher im einfachen Spaß am Abenteuer oder in der gedankenlosen Verlockung eines Trends nicht auf. Es hat wenig mit der Suche nach dem Kick in Extremsituationen und sicher gar nichts mit einem riskanten Nervenkitzel zu tun. Es erschöpft sich auch nicht in der simplen Lust zu gewinnen und im blinden Drang nach Leistungssteigerung. All dies - was immer man davon halten mag - ist anderswie und anderswo auch möglich. Vor allem aber steht es dem Freitauch-Erlebnis im Weg und würde aus dem Apnoe-Tauchsport nur einen nicht zu rechtfertigenden Gewaltakt machen - einen Gewaltakt gegen sich selbst, aber auch gegen den "Lebensraum auf der anderen Seite"

So faszinierend und fesseln das Apnoe-Tauchen ist, so gefährlich kann es - unsachgemäß und unverantwortlich betriebe - werden. Egal ob einen die Entspannung, die Erkundung der Unterwasserwelt, das Tauchabenteuer, das intensive Erlebnis eines anderen Lebensgefühls, oder aber der leistungssportliche Aspekt mehr interessiert :


"Eine wirklich gute Apnoe ist immer nur die, die leicht, gelassen, mit einem entspannten Lächeln beendet werden kann. Der längste, tiefste und erlebnisreichste Freitauchgang ist vollständig mißglückt und vollkommen entwertet, wenn er in einem selbstverschuldeten Unfall endet."

Deshalb gilt die Tauchsicherheit als oberstes Gebot. Auf sie zu achten verhindert nicht das Freitauch-Erlebnis, sondern macht es im Gegenteil überhaupt erst möglich.

Das A und O der Sicherheit:

Tauche niemals alleine!
Such dir einen oder mehrere Apnoe-Tauchpartner, mit denen du regelmäßig trainierst. So lernt ihr euch, eure Stärken und Schwächen kennen und baut gegenseitiges Vertrauen auf, ohne das gelungenes Apnoe-Tauchen nicht denkbar ist. Sichert euch immer gegenseitig.

Verzichte auf jede Hyperventilation!
Vermeide jede übertriebene Atmung während der Vorbereitung. Atme ruhig und langsam ein und wenn möglich doppelt so langsam aus - solange, bis du dich entspannt, erholt und ruhig fühlst. Dann versuche mit wenigen etwas kürzeren, aber unverkrampften Atemzügen einmal die gesamte Luft in deinen Lungen auszutauschen, nimm daraufhin einen einzigen tiefen Atemzug und tauche ab!

Erzwinge nichts!
Entweder ein Tauchgang verläuft leicht und angenehm, oder er muß abgebrochen werden. Jedes Tauchen auf Teufel-komm-raus wird sofort zur Qual und zum Streß, und diese beiden verhindern jede gelassene Kontrolle deines Taucherlebnisses und damit allen Apnoe-Genuß. Abgesehen davon - deine Ohren und Lungen werden dir ein sanftes Apnoetauchen danken.
Sei dir bewußt, daß beim Apnoe-Tauchen allein schon die Fixierung auf ein bestimmtes Ziel (die Plakette, der Beckenrand, der Boden, die nächste volle Minute auf der Uhr, länger untenbleiben als irgendwer...) deine Wachsamkeit gegenüber deiner Umgebung, aber vor allem auch gegenüber deiner eigenen psychischen wie physischen Befindlichkeit empfindlich schmälert. Laß dich von keinem Vorhaben so stark vereinnahmen, daß du deine Aufmerksamkeit nachhaltig vom Apnoe-Erlebnis ablenkst. Denn weder die Stoppuhr noch die Abtauchleine, noch die Leistungen deiner Trainingspartner, sondern allein dein konkretes Apnoe-Erlebnis ist der einzig gültige Kontrollmaßstab für deinen Tauchgang.

Bleib wachsam und lass dich nicht überraschen!
Die beste Sicherung und die erprobteste Tauchpartnerschaft ist kein Grund, um alle Aufmerksamkeit abzuschalten. Behalte dir einen Sicherheitsspielraum zurück und bleib immer ein wenig mißtrauisch gegenüber dir selbst und gegenüber deinen Partnern. Das aufmerksame Erleben der Apnoe ist ein unverzichtbares Sicherungsnetz.
Eigne dir zumindest die Grundlagen für die Erste-Hife bei Seeunfällen an. Übe das Verhalten im Notfall regelmäßig mit deinem Tauchpartner. Wenn du im Freiwasser Apnoetauchen gehst, sorge stets dafür, daß ein funktionierendes Kommunikationsmittel in nächster Nähe ist.

Anfassen, Reden, Beobachten!
Stereotyp sollst du nach dem Auftauchen von jedem längeren Apnoe-Tauchgang einen Haltepunkt ergreifen, die Maske vom Gesicht nehmen und die Fragen beantworten, die dir dein Partner oder der Sicherungsapnoist stellt. Umgekehrt, wenn du jemanden sicherst, achte genau darauf, daß diese Routine eingehalten wird, fasse deinen Partner nach seinem Tauchgang sofort an, sprich mit ihm und beobachte ihn einige Zeit aus nächster Nähe, damit du im Notfall sofort Erste-Hilfe leisten kannst. Ohnmacht kann auch mehr als 30 Sekunden nach dem Auftauchen auftreten!
Sicherst du deinen Partner beim Tieftauchen, dann erwarte ihn auf -10m und schwimme mit ihm gemeinsam face to face zur Oberfläche.

Signalisiere deine Anwesenheit!
Motorboote, Windsurfer und Jet-Ski-Fahrer sind weit gefährlicher und vor allem weit häufiger gefährlich als jede Problemsituation, die sich unter Wasser für den Apnoisten ergeben kann. Ohne Boje gibt es daher keinen Apnoe-Tauchgang im Freiwasser - sie ist entfernt vom Ufer ja oft auch der einzige Sicherheits- und Sicherungsfixpunkt.

Behalte deine Luft in den Lungen!
Dort hast du sie am nötigsten. Dein Ausatmen unter Wasser ist ein Alarmzeichen für deinen Tauchpartner.

Schütze dich vor Unterkühlung!
Unterkühlung - auch jene, die man zuerst gar nicht bewußt bemerkt - verkürzt nicht nur deine Apnoe-Zeiten drastisch, sondern begünstigt auch eine Ohnmacht, da der Sauerstoff verbraucht sein kann, bevor noch die CO2-Alarmglocke zu läuten beginnt und du die Atemnot spürst. Wähle deine Apnoe-Tauchanzüge also besonders sorgfältig in Abstimmung auf die Tauchverhältnisse.

Vermeide jede Überbleiung!
Die Gefahr lauert nicht im Ab-, sondern im Auftauchen: überbleit brauchst du aber gerade dann die meisten Kraft und den meisten Sauerstoff, wenn beides schon am meisten verbraucht ist. Achte darauf, daß du mindestens ab -10m (bei geringeren Tiefen 3-6m) Auftrieb hast. Man kann ebenso gut mit nur wenig, mit etwas Übung sogar ganz ohne Gewichtung abtauchen. Probier es aus, das wird auch deiner Abtauchtechnik sehr zugute kommen.

Verkürze deine Bodenzeiten!
Allzu langes Verweilen in größerer Tiefe ist - vor allem für Apnoisten, die nicht mehrmals wöchentlich im tiefen Freiwasser trainieren können - gefährlich, denn das Wohlgefühl am Grund verdankt sich dem hohen Umgebungsdruck und nicht einer ungeahnt-phänomenalen Tagesform. Wiederum kann die CO2-Alarmglocke viel zu spät oder gar nicht mehr ertönen, und die Seichtwasser- oder Oberflächenohnmacht wird dich garantiert erwischen. Verwalte deine tieferen Tauchgänge mit besonderer Vorsicht - und mit Hilfe der Uhr.
Mach dir bewußt, daß jeder Streß deine Bodenzeit bei einem tieferen Apnoe-Tauchgang dramatisch reduziert. Passiert etwas Unvorhergesehenes, bleib ruhig und kehre sofort zur Oberfläche zurück.

Erinnere dich an deinen Apnoe-Schleudersitz!
Zögere nicht, im Zweifelsfall deinen Bleigurt abzuwerfen, um leichter an die Oberfläche zu kommen oder wenn du eine starke Beeinträchtigung kommen spürst. Das Material läßt sich ersetzen! Oder, noch besser: Der Gurt kann an der Boje mit Hilfe einer schwimmenden Leine befestigt werden.
Der Schleudersitz ist allerdings ein Notausstieg und nicht die normale Tür! Begehe nicht den Fehler, den Bleiabwurf schon von vorneherein in deinen Tauchgang einzurechnen. Du würdest dich damit um einen unverzichtbaren Sicherheitsspielraum bringen.

Der Pool ist ein gefährlicher Ort!
Betrachte das Schwimmbad als gefährlichen Ort für das Apnoe-Tauchen, gerade weil es uns so vertraut ist und einen absolut harmlosen Eindruck macht. Auch hier darf niemals alleine getaucht werden.