In meiner Tätigkeit als Kamera-Assistent bei einem großen öffentlich-rechtlichen Fernsehsender hatte ich das Vergnügen, eine Reisegruppe teilweise zu begleiten, die eine Rundreise durch Norwegen unternahm. Die Strecke, die wir dabei mitmachten, begann von Oslo und führt dann über Lillehammer, Bessheim, Lom, Geiranger, Olden bis nach Bergen, wo wir die Gruppe wieder verliessen.
Ein paar atmosphärische Fotos vom Flug:
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---- Über den Wolken ----- |
Ohne jetzt genauer auf den Inhalt der Reportage oder der Reisegruppe einzugehen, möchte ich einfach nur den Weg beschreiben, den wir zurücklegten.
Nach einem Stadtbummel durch Oslo am ersten Abend wurde mir entgültig klar: es ist unglaublich teuer! Ein guter internationaler Vergleich ist in Europa meiner Meinung nach ein Döner Kebap, und dieser kostet hier oft 6 Euro!! Das Bier übrigens genausoviel oder mehr, Alkohol wird extrem hoch besteuert. Wer den erfrischenden Geschmack eines kühlen Blonden nicht missen möchte, dem empfehle ich für diese Zeit, vielleicht auch mal ein Alkoholfreies zu geniessen, es kostet oft weniger als die Hälfte.
In Oslo hatten wir das Vergnügen, uns auf der Museumsinsel umzuschauen, wo unter anderem die legendäre Kon-Tiki (im Balsa-Floß von Peru nach Ost-Polynesien), die Ra (im Schilfboot von Afrika nach Südamerika) und in einem zweiten Museum die Fram (Süd- und Nordpol-Expeditionsschiff aus Holz von 1892, auch Innenraum zu besichtigen) des leider vor nicht allzu langer Zeit verstorbenen Thor Heyerdahl zu besichtigen sind, letzteres steht in einem extra Museum und muß natürlich (*g*) extra bezahlt werden.
Außerdem findet man auf der Museumsinsel noch jede Menge andere interessante Dinge wie: Wikingerschiffmuseum (zwei rekonstruierte Schiffe mit bis zu 20m Länge), unzählige andere Museen und den Frognerpark mit seinem "Leibermonolith", einer Statue aus 121 nackten Menschenfiguren (insgesamt findet man an dem von Gustaf Vigeland geschaffenen Kunstwerk 190 Figuren, die den Kreislauf des Lebens von Geburt bis zu Tod verdeutlichen solen).
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Bei den Dreharbeiten |
Die Sprungschanze |
Am nächsten Tag ging es nach Lillehammer, wo 1994 die Olympischen Winterspiele ausgetragen wurden. Dominierend ist natürlich die Sprungschanzen-Anlage; von ganz oben hat man einen schönen Blick auf die Stadt und Umgebung. Außerdem bietet das Freilichtmuseum Maihaugen einen guten Einblick in die den Alltag der norwegischen traditionellen Bauern mit ihren grasbedeckten Holzhäusern. Hier findet man auch die Stabkirche von Garmo, die hierher gebracht und aufgebaut wurde.
Die Fahrt führte uns am nächsten Tag durch das Gudbrandsdalen, wo eine Wanderung auf dem Peer-Gynth-Weg zwischen Wald und Fjell durch beeindruckende Landschaft auf dem Programm stand. Das Fjell-Gebiet ist auf jeden Fall lohnend für eine längere Wandertour. Man findet hier auch noch zum Teil lebendige Gudbrandsdalkultur in den vielen, noch bewirtschafteten Hofanlagen, die tlw. noch aus dem Mittelalter stammen!
Übernachtet wurde schließlich nach einer Weiterfahrt über die Straße Nr. 257 (die in Sjoa von der E6 nach Westen abgeht) und Nr. 15 in Bessheim am Sjoasdalvatn, eine "Ortschaft", die eigentlich nur aus einem Hotel und ein paar Hütten drumherum besteht und ihre Existenzberechtigung nur durch die einzigartige Landschaft erhält. Von hier aus kann man unzählige Freizeitbeschäftigungen unternehmen, faszinierende Wanderwege, lohnende Klettergebiete, wilde Flüsse bieten Zeitvertreib für viele Tage.
Eine sehr empfehlenswerte Wanderung stand am nächste Tag auf dem Programm: der Besseggen-Grat! Dazu startet man Gjende-Ufer (Gjendesheim) mit der Fähre nach Memurubu (Zwischenstop auf halber Strecke des Sees), und verfolgt nun den entsprechenden Wanderweg, der sich sehr steil emporwindet und dabei insgesamt 700 Höhenmeter hoch und wieder runter zurücklegt. Man gelangt zum Schluß wiederrum nach Bessheim. Das Besondere am Grat, der z.T. durchaus leichte Kletterei erfordert (d.h. Zurhilfenahme der Hände nötig!) ist die faszinierende Aussicht auf die beiden Seen, zwischen denen der Grat hindurchführt: rechts der langgezogene, türkisfarbene Gjende, und links der 400m höhergelegene tiefblaue Bergsee Bessvatnet, der nur durch einen schmalen Grat von den fast senkrecht abfallenden Wänden getrennt ist! Sehr beliebtes Fotomotiv!
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Der Gjende und
der Bessvatnet
im Hintergrund links
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Der Weg, der mit roten "T's" markiert ist, erfordert gute Kondition und dauert für stramme, erfahrene Wanderer 5 Stunden, für den Normalsterblichen 6-7 Stunden. Sie läßt sich auch andersrum durchführen, in Memurubu gibt es ebenfalls eine Hütte mit 48 Betten.
Man kann, wenn man nicht so fit ist, auch die Tour unten am Gjende-Ufer entlang nehmen, die ca. 3-4 Stunden in Anspruch nimmt.
Rund um den Gjende und den nahegelegenen Bygdin-See gibt noch unzählige weitere, lohnende Wandertouren, einfach in einem Touristenbüro oder Hotel vor Ort nachfragen.
Eine andere interessante Freizeitbeschäftigung in dieser Region besteht aus der Möglichkeit, auf der Sjoa eine Rafting- oder Riverboarding-Tour zu buchen. Der Fluß ist stellenweise sehr rauh, mit dem Kajak braucht man für dei 18km lange Wildwasserstrecke bereits sehr viel Erfahrung. Die RV 257 führt übrigens durchs Sjoadal tlw. dicht am Fluß entlang. Die Schlucht ist teilweise bis zu 150m tief!
In diesem Bereich, der zum Jotunheimen gehört, gibt es auch gute Klettergebiete: die Berge im Ostjotunheimen bestehen allerdings tlw. aus recht bröckeligem Granit. Besser im Westen: das Hurrunganemassiv (Ausgangspunkt Turtagro, RV55) mit Touren von II bis VI, Einfache Gletscherüberquerungen inklusive. Beliebte Klettermassive: Skagastolstind (2405m), Sore Dyrhaugstind (2074m), Galdhopiggen-Massiv (2469m), Kletterwandertour um den Smorstabbreen. Das Klettern ist nicht mit den Alpen zu vergleichen. Das Klima ist ungleich rauher (Biwak-Vorsorge treffen!). Empfehlenswerter KLetterführer: "Klatreförer for Norge" vom Norske Tindeclub, Skandinavisk Hoyfjellsutstyr a/s, 3560 Hemsedal. Näheres (und bald auch mehr) auf meinen Kletterseiten!
Der nächste Tag bot bei der Weiterfahrt (zurück über die RV51 zum Vagavatn und die RV15 nach Westen) den Besuch der Stabkirche von 1240 in Lom, ein sehr angenehmer, aber auch touristischer Ort mit 700 Einwohnern. Weiter ging es über die RV15 durch Ottadalen, die wir bei Grotli verlassen und links in die Berge fahren, ein Geheimtip des Busfahrers, der diese Strecke mal durch Zufall entdeckt hatte. Die schmale, ungeteerte Straße windet sich immer höher hinauf, durch eine herrliche Landschaft bis hin zu einem Sommer-Skigebiet, danach geht es in extrem steilen Serpentinen wieder hinab ins Tal. Viele Fotomotive! :-)
Dann trifft man wieder auf die Nr.15 und fährt rechts wieder zurück, bis man in Langevatn nach dem dritten Tunnel links die RV58 zum Geirangerfjord geleitet wird. An der Djupvasshytta geht eine steile Straße zu dem Aussichtspunkt Dalsnibba ab, der mit dem Pkw kostenpflichtig ist, zu Fuß ist es bereits eine stramme Bergwanderung, die fast 400 Höhenmeter überwindet. Vom Dalsnibba hat man bei guter Sicht ein herrliches Panorama über das Fjell und den Geirangerfjord. Nach der Djupvasshytta, die eine Wasserscheide darstellt (die Otta entspringt im Djupvassee), geht es innerhalb von 15km 1000 Höhenmeter auf Meereshöhe hinab! Auf halber Strecke gibt es einen Aussichtshalt, ansonsten kann man schwierig anhalten.
Die anschließende Fahrt mit dem Fährschiff über den Geirangerfjord führt an den "Sieben Schwestern" (ein 7-armiger Wasserfall) und dem dazugehörenden "Freier" auf der anderen Fjordseite (flaschenförmiger Wasserfall) vorbei.
Fährschiff-Fahrt auf dem Geirangerfjord
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Aufdringliche Möwen |
Einsame Hütten |
Zwischen hohen Wänden |
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Ein Sturzbach
am Fjordufer |
Wellenspiel |
Anschließend ging die Fahrt weiter nach Olden, wo die Gruppenteilnehmer bei einer abendlichen Angeltour an Bord eines Fischkutters das Töten lernten... (ich habe noch nie erlebt, daß nach zwei Minuten der erste Fisch am Haken war und danach für zwei Stunden ein Fisch nach dem anderen aus dem Wasser gezogen wurde.)
Der nächste Tag brachte ein Highlight, das man sich nicht entgehen lassen sollte: der Besuch der nahen Gletscherwelt des Jostedalsbreen. Von Oldedalen aus unternahmen wir eine Tour zum Briksdalsbreen (viele Touristen :-( Die Beförderung hoch zum Gletscher geschieht entweder durch eine 1-stündige Wanderung oder per Pferdekutsche, die am Fuß des Berges gemietet werden kann), und auch eine beeindruckende Blaueis-Wanderung mit Gletscherführer kann gebucht werden, inklusive kompletter Gletscherausrüstung. Kleinere Lawinen konnten wir in der kurzen Zeit 3-4 mal beobachten, doch die Touristentouren über den Gletscher sind völlig unbedenklich und können sogar mit Kindern unternommen werden.
Der Jostedalsbreen
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------Der Gletscher von ferne...------ |
...und von nahem. |
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Diesen Gletscher hinauf! |
Eine der Seilschaften... |
...in einem sehr
interessanten Teilstück. |
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Schmelzwasser-Wasserfall |
Der Weg zum Gletscher |
Die Gletscherzunge |
Im Gletschermuseum von Fjaerland kann man alles, was man sonst noch über Gletscher wissen will, erfahren. Weiter ging es über den Sognefjord (der "König der Fjorde") und der Stabkirche von Hopperstad, eine der letzten von 29 erhaltenen Stabkirchen, sehr beeindruckend mit einigen alten Gräbern drumherum, in die alte Hansestadt Bergen, wo die Tour für uns endete. Bergen ist eine sehr hübsche, faszinierende Hafenstadt mit einem alten, erhalten gebliebenen Hafenviertel mit engen Holzgassen und vielen Geschäften, urigen Bars usw.
Das Fazit für mich auf dieser dienstlich bezahlten Erkundungstour: ich werde auf jeden Fall mit dem eigenen Auto Norwegen besuchen. Zum einen, weil die Lebensmittelkosten derart hoch sind, daß sich ein billiger Ryan-Air-Flug nach Oslo, wo eine geringe Freigepäcksgrenze gilt, nicht mehr rentiert, und man lieber den Kofferraum gut mit Nahrungsmitteln aus der Heimat füllt, und zum anderen, um auf den weiten Strecken des Landes einigermaßen mobil und flexibel bleiben zu können.
Zur Fortbewegung auf den Straßen gilt noch zu sagen, daß es DRINGEND zu empfehlen ist, sich an die Geschwindigkeitsvorschriften zu halten, da man sonst SEHR arm werden kann. Die Strafen sind drakonisch hoch.
Weitere Fotos:
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Eine typisch norwegische
Holzhütte |
Ein typisch norwegischer
Troll |
Ein typischer norwegischer
Wasserfall |
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Eine weltweit vorkommende Spezies: der fotografierende Japaner |
Noch ein Troll
vor dem Briksdalsbreen |
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Hummel und Schmetterling beim Freßgelage |
Nacht über dem Fjord |
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See-Stilleben |
Panoramablick |
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Reiseführer
Zu guter Letzt ein sehr guter Literatur-Tip: "Norwegen Süd/Mitte" vom Verlag Martin Velbinger, ein uriger Reiseführer mit unzähligen Insidertips, praktischen Ratschlägen für jeden noch so kleinen Fitzels-Ort und vielen selbstgezeichneten Karten. Der Verlag Martin Velbinger brachte außerdem noch eine ganze Reihe anderer unkonventioneller Reiseführer für Ziele weltweit heraus. Die 5.Ausgabe von 1994, die mir vorliegt, hat die ISBN 3-88316-021-0. Adresse des Verlages: Bahnhofstr. 106, 82166 Gräfeling/München.
Hier kann man ihn bei Amazon bestellen: Norwegen Süd/Mitte (Auflage von 2001).
Mehr Reiseführer und Karten über Norwegen findet man unter Tips & Warnungen.
Bei Amazon kann man natürlich auch sehr gut nach allen verfügbaren Velbinger-Reiseführern stöbern, denn er hat noch einige Länder mehr als nur Norwegen zu bieten:
P.S.: Elche hab ich keine gesehen :-( Dafür gibts aber hier ein Bild einer beliebten Postkarte, die oft in Norwegen an Touristenständen zu finden ist... *g*
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